Gedenkveranstaltung: Ein Jahr Krieg in der Ukraine

Verladen der Sachspenden

Die Atmosphäre am vergangenen Freitag war vor der Bühne förmlich greifbar. Rund 900 ernste junge Menschen in einem Raum, den Vortragenden konzentriert zuhörend, - so etwas gibt es auch bei uns selten. Wo meist ein munteres Treiben die Aula durchzieht, spiegelte die Stimmung bei der Vollversammlung zum ersten Jahrestag des Krieges in der Ukraine das Gehörte wider und den Wunsch zu helfen.

 

Irina Stührenberg, eine Lehrerin für Ukrainisch und Russisch aus Osnabrück, berichtete den versammelten Schülern von der Situation in ihrer Heimat. Niemand habe es dort für möglich gehalten, dass Russland ihr Land wirklich überfalle. Als die ersten Bomben dann fielen, seien die Menschen mit nur einer Tasche aus dem Kriegsgebiet geflohen, in der Hoffnung, bald wieder zurückkommen zu können.  „Der Konflikt wird sich schnell klären lassen“, hätten ihre Bekannten zuversichtlich gesagt. Vor einem Jahr.

Was die Menschen in der Ukraine damals erlebt und empfunden haben, verarbeitete die ukrainische Schriftstellerin Julia Solska literarisch. „24. Februar - Tag eins der Invasion. Bis zum 23. Februar hatte ich ein völlig normales Leben. Seit heute Morgen weiß ich: Ein einziger Satz kann alles verändern, ein ganzes Leben auf den Kopf stellen, einen Menschen in Angst und Panik versetzen“, heißt es zu Beginn ihres autobiografischen Kriegstagebuchs „Als ich im Krieg erwachte“. Joud Tozo und Danae Wengh von der Schülervertretung sowie Deutschlehrerin Sandra de Witt machten mit Auszügen aus dem Werk den Anwesenden die Situation der Menschen im Kriegsgebiet nachvollziehbar.
„Auch wir waren anfangs fassungslos“, resümierte der stellvertretende Schulleiter Klaus Wahlbrink vom Vorbereitungskreis der Vollversammlung und formulierte, was nicht nur viele Greselianer empfunden hatten: „Das darf nicht sein. Was können wir tun?“

Die gebürtige Ukrainerin Stührenberg empfand dies als Verpflichtung. Sie organisierte zunächst für Verwandte und Bekannte das, was sie zum Leben brauchten. Die Hilfe weitete sich mit dem Fortgang des Krieges aus. Mittlerweile fahren regelmäßig von ihrem Helferkreis ehrenamtlich organisierte Hilfstransporte aus Osnabrück in die Ukraine. „Wir versuchen das zu besorgen, was die Menschen dort gerade brauchen“, so die Lehrerin. Dazu gehören beispielsweise Decken, warme Kleidung, Zelte, Lebensmittel, Spielzeug, Gurte zum Abbinden - und Hunderte Scheren mit abgerundeten Spitzen, die man gut mit sich führen kann. „Wenn eine Splitterbombe den Körper aufschlitzt, muss man schnell die Kleidung aufschneiden, um die Wunde zu versorgen und eine Infektion zu verhindern“, sei eine „Lehre“ aus dem Kriegsalltag. Da die Bombenangriffe nicht aufhörten, gebe es praktisch jeden Tag Menschen und Familien in der Ukraine, die plötzlich obdachlos würden und ihr Leben mit der Suche nach z.B. einer Zahnbürste wieder anfangen müssten. „Für Familien mit Kindern ist das besonders schwer“, so Stührenberg. Nicht jeder könne oder wolle aus dem Kriegsgebiet fliehen; viele müssten sich dort um ältere Verwandte kümmern.

Diese Menschen wollen auch wir unterstützen. Die im Vorfeld gesammelten Sachspenden wurden im Anschluss an die Vollversammlung in einen Lkw verladen. Der fährt bald wieder in die Ukraine. Mit dabei sind auch zahlreiche Briefe, die die Schüler:innen auf Englisch ihren ukrainischen Mitschülern geschrieben haben, um ihnen zu zeigen: Ihr seid nicht allein.

Dies bekräftigten alle Anwesenden abschließend mit der gemeinsam gesungenen Friedensutopie „Imagine all the people living life in peace“ von John Lennon.
Allen Helfern und Spendern herzlichen Dank!

(Rita Cremering)

Autor:
Greselius-Gymn…
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