Changierend zwischen Dramatik und Humor

Neustart der Kultur live am GGB mit „Macbeth“-Aufführung

Mit drei Aufführungen der Shakespeare-Tragödie „Macbeth“ brachten die „Theatralen“ Mitte Juni die Live-Kultur bei uns am GGB nach der Corona-Zwangspause wieder in Schwung.

Shakespeare hat sein Drama über Aufstieg und Fall des schottischen Edelmanns Macbeth 1606 fertigstellt und lässt die Zuschauer/innen einen ungeschönten Blick in den machtgesteuerten Zerfall der Menschlichkeit werfen. Das Stück gehört zu den meistgespielten Bühnenwerken, bei uns feierte es in der 52-jährigen Schulgeschichte Premiere. Während der Coronazeit  entdeckten die „Theatralen“, diesmal coronabedingt nur aus Mitgliedern der Jg. 12+13 bestehend,  in „der unglaublichen Gier nach Macht, Aufmerksamkeit und Größe“ sowie den Facetten des Machtmissbrauchs so viele Parallelen zu heutigen Machtträgern, dass sie sich zur Inszenierung entschlossen. Doch der Weg von der Idee bis zum Live-Auftritt war „eine emotionale Achterbahnfahrt, Ende ungewiss“, so Schauspielerin Lea Hübner und weist auf die monatelange Unsicherheit bezüglich einer Auftrittsmöglichkeit hin.

Die Gruppe machte in der Live-Version aus der Not eine Tugend: Ein sehr schlichtes Bühnenbild -lediglich ein der Szene entsprechend angestrahlter Baum zierte die Fläche- kaum Requisiten sowie schlichte Kostüme, die die Rolle geschickt andeuten, zeugten davon, dass die Regie zwischenzeitlich auch eine Online-Aufführung im Blick haben musste. Gezielt gesetzte Lichteffekte, erzeugt von der Technik-AG unter der Leitung von Jan Korf, und stimmungsvolle Klangcollagen, ein Eigenprodukt der Akteure, untermalten gezielt die Handlung. „Wir sind sehr stolz darauf, dass es funktioniert hat und unsere Begleitmusik so treffend Stimmung erzeugt“, freuten sich Theater-AG-Leiterinnen Anna Renard und Sabine Neudorf nach der erfolgreichen Premiere am 16. Juni.  

Finn Schäfer verkörperte mit großer Sprachgewalt den Selfmade-König Macbeth, stets zwischen Ehrgeiz und Zweifel, Machtgier und Skrupeln changierend und am Ende kippend. Seine Gattin Lady Macbeth, mit ausdrucksvoller Mimik und Gestik gespielt von Mia Wellmann, glitt aus von Ehrgeiz getriebener Skrupelosigkeit in den Wahnsinn.

Dass eine Tragödie durchaus auch humorvolle Seiten haben kann, ohne albern zu wirken, zeigte die Kostümierung der Gresel-Akteure. Die schottischen Edelmänner, überzeugend gespielt von Nadja Fischer, Mattis Waldkötter, Lea Hübner, Julia Timper, Emmi Lorengel und Franka Folkert , waren stets am rot karierten Schottenstoff erkennbar. Mal sah man ihn als Kilt, mal als Krawatte oder auch als Schuh, was so manchen Zuschauer bei ihrem Auftritt trotz der ernsten Thematik ebenso schmunzeln ließ wie an den Stellen, an denen der gedungene Mörder (Merlin Kramer) anschließend seine Opfer, beispielsweise Macbeths Freund Banquo (Nadja Fischer), über den Bühnenboden schleuderte oder der Pförtner (Jan Korf) sein Schicksal alkoholumnebelt darlegte.  Für Schauermomente dagegen sorgten die weissagenden Hexen (Julia Timper, Kira Hagemann, Naomi Kashung Shimra).

Die Gruppe kürzte das Original äußerst geschickt auf eine Spielzeit von eineinhalb Stunden ein, hielt sich aber an den Shakespeare-Text. Über fehlende Handlung informierten die Hexen in kurzen Intermezzi oder der Schotte Rosse (Lea Hübner) beim Gang durchs Publikum. Dies war sich am Ende einig: Einen gelungeneren Neustart der Live-Kultur am GGB als diese tollen Aufführungen konnte man sich nicht vorstellen. Applaus!

(Rita Cremering)

Autor:
Greselius-Gymn…
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