Politik aktuell: Klimakrise, Europa und die Flüchtlinge sowie Verschwörungstheorien als Bedrohung für die Demokratie brennen den Gymnasiasten unter den Nägeln
Am Greselius-Gymnasium herrscht große Freude: Gleich zwei der vier Gruppen des Seminarfachs „Europa – Quo vadis?“ räumten bei der Preisverleihung im Schülerwettbewerb zur politischen Bildung ab. Unter der Rubrik „Politik brandaktuell“ hatten sie ihre medialen Ausarbeitungen zu politischen Fragen, die ihnen auf den Nägeln brannten, eingereicht. Dazu gehörten neben den prämierten Arbeiten zur Klimapolitik der Bundesrepublik bzw. der Flüchtlingssituation in Europa, die weltweite Klimakrise und Verschwörungstheorien in Corona-Zeiten. Politiklehrer Christoph Grave ist mehr als begeistert, nicht nur vom Gewinn, sondern vor allem vom eigenverantwortlichen Engagement seiner Gruppen in dem Projekt.
„Es war ganz schön viel Arbeit, aber das hat sich gelohnt“, kommentiert Finn Schäfer knapp die Nachricht über die Prämierung des eingereichten Films „Wann ist die Klimakrise endlich vorbei?“. Die fünf Oberstufenschüler erhalten für ihre Untersuchung der Klimaproblematik 250 Euro Preisgeld. Zusammen mit Jonathan Fricke, Marlon Steiner und Nico Beinke hatten Kameramann Magnus Hackmann und Finn Schäfer zunächst im Seminarfach-Unterricht ihr „brandaktuelles“ Thema gesucht und es eingegrenzt. Schnell stand fest: Sie wollten sich beispielhaft mit drei Vorhaben der Bundesregierung in Bezug auf das erklärte Ziel der CO2-Neutralität bis zum Jahr 2050 auseinandersetzen. „Wir haben uns gefragt, ob das Klima-Problem wirklich gelöst ist, wenn wir unsere Emissionen bis zur Mitte des Jahrhunderts auf Null bringen“, präzisiert Finn das Anliegen der Gruppe. Dafür hat sie das neue Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), die Förderung von Elektroautos sowie die neue Wasserstoffinitiative unter die Lupe genommen. Gefilmt wurde anschließend zuhause und an besonders eindrücklichen Orten, wie beispielsweise im Solarpark Fürstenau oder auf dem Piesberg.
Die Jugendlichen waren am Ende sehr überrascht, nicht nur von den Ergebnissen, sondern auch vom Ausmaß, das das Projekt angenommen hatte. So hieß es für die fünf, hundertseitige Gesetzesvorhaben studieren, Texte schreiben und lernen, Drehorte suchen, vorort filmen, schneiden. „Das so aufwändig Recherchierte verständlich in sieben Minuten Film unterzubringen, war eine ganz schön große Herausforderung, inhaltlich wie technisch“, bekennt Finn. Teammitglied Jonathan hat die Arbeit an dem Projekt dennoch „sehr genossen“, weil er sich eigenständig und eigenverantwortlich einem Thema zuwenden konnte, das ihn persönlich interessierte. Und der Wettbewerb bot zudem „einen wichtigen Ansporn, sich intensiv mit der Thematik zu befassen und sich weiterzubilden.“
Auch das „brandaktuelle“ Web-Plakat (siehe pdf-Datei unten) einer zweiten Bramscher Gruppe wurde von der politischen Jury mit einem Preisgeld (100 €) geadelt. Naomi Kashung, Matthis Waldkötter, Jan-Niklas Leismann, Christian Macke und Tom Hilgert hatten sich mit der Flüchtlingssituation auf Moria beschäftigt und fragten nach Handlungsmöglichkeiten der EU „zwischen Anspruch und Wirklichkeit“. Besucher der digitalen Wandzeitung können sich zu den Werten der EU, dem Dublin-Vertrag und seinen Folgen für die einzelnen Länder, der Flüchtlingsverteilung innerhalb der EU sowie der Situation auf Moria zoomen und so die dramatische Situation in der EU nachvollziehen. Die Projektgruppe fragt auch nach den Konsequenzen, wenn ein Land sich weigert, Flüchtlinge aufzunehmen, und stellt fest: Es gibt einen Widerspruch zwischen der EU als Wertegemeinschaft und den fehlenden Konsequenzen bei Verstoß gegen diese. Die Abiturienten präsentieren abschließend Lösungsansätze für die EU zur Verbesserung der Flüchtlingssituation und wollen dadurch zum Diskussion beitragen. „Es ist unserer Meinung nach sehr wichtig, dass sich die Schüler und Schülerinnen mehr mit Politik auseinandersetzen, damit populistische Bewegungen weniger Aufmerksamkeit bekommen“, unterstreicht Matthis eine seiner Motivationen für die Projektarbeit.
Auch die Ausarbeitungen der anderen beiden Projektgruppen gefielen Politiklehrer Grave. So hatte sich ein drittes Team gefragt: „Donald Trump – Klimabrandstifter für Kalifornien?“, während eine vierte Gruppe darüber nachgedacht hatte, inwieweit Verschwörungstheorien in Corona-Zeiten gefährlich für den politischen Diskurs sind.
(Rita Cremering)