Mehrheiten- und Minderheitendenken auf dem Prüfstand

„SCHLAU Osnabrück“ gab Zehntklässler:innen Einblicke in Fragen rund um sexuelle und geschlechtliche Vielfalt

Wie fühlt es sich an, wenn viele andere meiner Meinung sind? Was ist anders, wenn ich mich in der Minderheit befinde? Und welche Konsequenzen ziehe ich für mein Verhalten daraus? Unsere Zehntklässler:innen nahmen im September an einem Workshop von SCHLAU Osnabrück teil, in dem sich solchen Fragen zunächst durch verschiedene Methoden angenähert wurde. Bereits seit einigen Jahren bieten die jungen Ehrenamtlichen von SCHLAU Osnabrück unseren Zehntklässler:innen im Rahmen von Workshops die Möglichkeit, mit jungen lesbischen, schwulen, bi, trans*, inter* und queeren Menschen ins Gespräch zu kommen und etwas über ihre Lebensrealitäten zu erfahren, authentisch und auf Augenhöhe. „Denn im Zentrum steht der persönliche Kontakt: Mit uns reden, nicht über uns“, erklärt Simon, einer der Teamer von SCHLAU. Dabei könnten die Schüler:innen alle ihre Fragen rund um sexuelle Orientierungen und geschlechtliche Identitäten loswerden.

„Klassische Antidiskriminierungsarbeit mit biografischem Ansatz“ – So fasst Simon das Motto der Workshops zusammen, die er mit seiner Kollegin Lisa bei uns im Jahrgang 10 gehalten hat. Er engagiert sich seit einigen Jahren, Lisa seit circa einem Jahr in ihrer Freizeit für SCHLAU, laut Homepage „eine ehrenamtlich organisierte Gruppe von Menschen, die anhand ihres persönlichen Hintergrundes über die Vielfalt von Lebensweisen, insbesondere von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Trans*personen (LSBT*) aufklären und informieren.“ Es geht um Einblicke in Lebenswelten, das Coming-out, Vorurteile und Diskriminierung und natürlich auch darum, Mut zu machen, den eigenen Weg zu finden und zu gehen – und Zivilcourage für andere zu zeigen. Zu den Zielen des Workshops gehören u.a. eine Sensibilisierung für die Lebenssituation queerer Menschen, das Erkennen von Vorurteilen, Gewaltprävention und die Ermutigung für einen selbstbewussten Umgang mit der eigenen sexuellen Orientierung und geschlechtlichen Identität.

Am Anfang des Workshops stand die Begriffsklärung (LSBTIQ*), bevor mit unterschiedlichen Methoden das Minderheiten- bzw. Mehrheitendenken besprochen wurde (s.o.). Simon und Lisa war es vor allem wichtig, dieses
nicht nur transparent, sondern auch erfahrbar zu machen, weshalb sie die Workshopteilnehmer:innen mit schultypischen Situationen konfrontierten, z.B. der Frage: „Was kann ich tun, wenn ich auf dem Schulhof sehe, dass ein geouteter Mitschüler als Schwuchtel beschimpft wird?“ Die Schüler:innen wurden u.a. aufgefordert, spontan zu Thesen Stellung zu nehmen, um Diskussionen darüber zu eröffnen und neue Blickrichtungen anzubahnen. Beispielsweise stand die Frage, was eine Frau eigentlich zu einer Frau macht, zur Diskussion. Ist es das biologische Geschlecht? Oder das gefühlte? Oder…? Dass die Antwort gar nicht so eindeutig ist, wie zuvor angenommen, stellten die Zehntklässler:innen schnell fest und diskutierten „durchaus kontrovers, aber jederzeit respektvoll“, so Simon. Das Feedback der Schüler:innen fiel positiv aus, und auch Lisa und Simon freuen sich schon auf die Workshops an unserer Schule im nächsten Jahr.

Autor:
Greselius-Gymn…
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