Vom Sinn des Datenschutzes und der freien Selbstbestimmung jenseits medialer Einflussnahme

Medienpädagogischer Elternabend: Medientrainer Alwes informierte im GGB über den Umgang der Jugend mit digitalen Medien und den Gefahren

Bramsche.- Für einen kritischen, aber zugewandten Umgang mit den neuen Medien plädierte Eltern-Medien-Trainer Daniel Alwes beim Medienpädagogischen Elternabend Ende November im Greselius-Gymnasium. „Die neuen digitalen Medien sind Teil des Alltags unserer Kinder, dürfen aber nicht Priorität erlangen.“ Der Familientherapeut informierte auf Einladung der Schulsozialarbeit über die Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen und die damit verbundenen Gefahren.

WhatsApp, Instagram, SnapChat, Youtube und Facebook sind laut JIM–Studie 2018 die meist genutzten sozialen Netzwerke der Kinder und Jugendlichen. Allerdings entspräche dies oft nicht der Altersfreigabe, so Alwes. WhatsApp sei beispielsweise erst ab 16 Jahren freigegeben. Wenn Kinder unter 16 diesen Messenger nutzten, hätten die Eltern so indirekt die Erlaubnis gegeben, deren Daten preiszugeben, und seien im Zweifel haftbar. „Beziehen Sie Ihre Kinder früh bei der Registrierung, Anmeldung und auch der Spurensuche auf dem PC mit ein“, empfiehlt der Eltern-Medien-Trainer. Nur so könne ein bewusster Umgang mit den eigenen Daten gelernt und die Wichtigkeit des Datenschutzes erfasst werden.

„Jede scheinbar kostenfreie App wird mit Daten der User bezahlt“, betonte Alwes.
Mit diesen handelten die Netzwerke und öffneten so die Türen für die Manipulation der User durch passgenaue Werbeinhalte und anderen Missbrauch der Daten und Fotos. „Je mehr Daten ein User hochlädt, desto wertvoller ist er für die sozialen Medienanbieter.“ Daher werde versucht, den User so lang wie möglich im Internet zu halten.

Für Alwes ist klar, dass hier entgegengesteuert werden sollte. „Deaktivieren Sie als Erstes die Push-Nachrichten auf dem Handy!“, ist sein Tipp. Die permanente Information über Neues binde die Aufmerksamkeit ans Handy und erzeuge nicht nur bei Kindern und Jugendlichen Handlungsdruck. Vor allem SnapChat mit den zeitlich begrenzt sichtbaren Bildnachrichten wirke so: „Man will nichts verpassen, folgt daher permanent den Nachrichten und postet selbst schnell.“ SnapChat z. B.  belohne ein solches Verhalten, z. B. durch Vergabe von Flammen.

Die Verquickung von Unterhaltung, scheinbarer Nähe, persönlicher Bindung, Einflussnahme und Kommerz zeigte der Medientrainer u.a. am Beispiel der Influencerin Bibi auf, der viele Kinder und Jugendliche auf Youtube folgen. Influencer gewährten ihren Followern Anteil an eigenem (Pseudo-)Leben und beeinflussten nicht nur deren Konsum, sondern auch das Welt- und Selbstbild.

Alwes riet mit Blick auf die Sogwirkung der sozialen Medien zum frühen Training der Impulskontrolle. Kinder müssten lernen, emotionale Reaktionen selbst steuern zu können.
Daher sollten Eltern bei jüngeren Kindern auf einen vorbildhaften Umgang mit Emotionen achten, diesen trainieren und auch im Umgang mit Medien ihre Vorbildfunktion wahrnehmen.  „Klare Nutzungsregeln für alle im Haushalt sind wichtig, nicht nur für die Kinder“, betonte der Familientherapeut. Das helfe, innerfamiliäre Machtkämpfe um die Medien zu begrenzen. „Vertrauen und Kontrolle“ sind für Alwes  zentral. Familien sollten feste Alltagsstrukturen mit Freizeitgestaltung entwickeln, in denen die Medien eingebunden sind, diese aber nicht bestimmen.

Weiter riet er: „Stocken Sie Ihr Wissen auf, um ein kompetenter Gesprächspartner für Ihre Kinder zu sein.“ Ansonsten verlagere sich das Gespräch über Medieninhalte ausschließlich in den Freundeskreis, sodass Eltern keinen Zugang mehr zu den in den Medien gemachten Erfahrungen ihrer Kinder hätten und als Begleiter in Krisen für diese ausfielen. Vor allem aber sei wichtig, Medien bzw. deren Entzug nicht als Belohnung oder Strafe einzusetzen. Das erhöhe deren Attraktivität. „Bieten Sie Alternativen für die Freizeit, Kreatives und Bewegung.“  (ric)

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Greselius-Gymn…
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